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01. Dez. 2022

Wie der VfB Stuttgart attraktiver für Investoren werden will

Alexander Wehrle will den VfB Stuttgart auf allen Ebenen wettbewerbsfähiger machen. Im Interview spricht der Vorstandsvorsitzende über seine Strategie für eine erfolgreiche schwäbische „Equity-Story“ und neue Investoren für seinen Club und die Bundesliga. Er fordert größere Anreize beim Thema Nachhaltigkeit und mehr Geld für den Amateurfußball.

SPONSORs: Herr Wehrle, Sie haben beim VfB Stuttgart im März 2022 den Posten des Vorstandsvorsitzenden übernommen. Mit welcher Motivation erfolgte die Rückkehr in Ihre schwäbische Heimat?

Wehrle: Der VfB ist mein Heimatclub, ich kenne aus meiner ersten Zeit die Strukturen, aber auch die Erwartungshaltung der Fans und aller Anspruchsgruppen. Neben der Tatsache, wieder in die Heimat zu gehen, haben mich vor allem die großen Herausforderungen gereizt, die es hier gibt. Die will ich mit unserem Team aktiv anpacken. Es geht darum, die Zukunft eines echten Traditionsclubs zu gestalten, der noch viel Wachstumspotenzial hat.

SPONSORs: Welche Voraussetzungen braucht es, um die gesteckten Ziele erreichen zu können?

Wehrle: Eine gemeinsame Zielvorstellung und ein harmonierendes Team sind elementar wichtig, um Stabilität und Wachstum zu erreichen. Die Gespräche mit dem Aufsichtsrat waren sehr gut und auch meine beiden Vorstandskollegen Rouven Kasper und Thomas Ignatzi, die ebenfalls relativ neu im Amt sind, haben mich in meiner Entscheidung bestärkt. Gemeinsam wollen wir den VfB auf eine neue Ebene führen.

SPONSORs: Welche Entwicklungsschritte wurden zuletzt verpasst?

Wehrle: Zunächst einmal ist der Verein in den knapp zehn Jahren meiner Abwesenheit viel größer geworden. Dazu kommt, dass der VfB wie viele Traditionsclubs durch Corona und sportliches Auf und Ab in einem ständigen Krisenmodus war. Dadurch kommen strategische Handlungsfelder zu kurz, die wir jetzt wieder priorisieren werden. Im Nachwuchsbereich wurde schon sehr viel positiv verändert. Die Resultate davon sollten wir in den kommenden Jahren nun auch im Profikader sehen, indem von uns ausgebildete Talente es in die erste Mannschaft schaffen. Als Leistungsträger, nicht als Quotenspieler.

Alexander Wehrle

Alexander Wehrle (47) ist seit März 2022 Vorstandsvorsitzender des VfB Stuttgart. Nach seinem abgeschlossenen Studium der Verwaltungswissenschaft und einem Master in Public Policy & Management arbeitete Wehrle bereits von 2003 bis 2013 beim VfB Stuttgart, damals als Referent des Vorstands. Im Januar 2013 übernahm er die Position des Geschäftsführers beim 1. FC Köln. Von August 2019 bis August 2022 war er DFL-Präsidiumsmitglied und DFB-Vorstand. Seit April 2022 fungiert er als Aufsichtsratsvorsitzender der DFB GmbH & Co. KG. Des Weiteren ist er Aufsichtsratsmitglied bei der DFL Digital Sports.

(Foto: picture alliance/dpa | Horst Galuschka)

SPONSORs: Was werden Sie konkret ändern?

Wehrle: Ich bin nicht gekommen, um Dinge um des Veränderns willen zu verändern. Wir wollen uns verbessern. Hierzu wurden 17 strategische Handlungsfelder für den VfB definiert. Wir steuern die Organisation auch mittels des zielorientierten OKR-Management-Konzepts, um den Mitarbeitern eine klare Orientierung zu geben. Denn die Bandbreite der Themen ist groß: Nehmen Sie den Stadionausbau, für den insgesamt 130 Millionen Euro investiert werden, um nach der UEFA EURO 2024 signifikante Mehreinnahmen zu generieren. Im Zuge einer strategischen Ausrichtung geht es etwa auch um die Integration von weiteren passenden Investoren – wir können noch bis zu 13,9 Prozent veräußern. Dafür braucht es vor allem eine gute Equity-Story.

SPONSORs: Wie kann die entstehen?

Wehrle: Zunächst müssen wir uns intern klar werden, was wir mit dem VfB eigentlich in den nächsten Jahren erreichen wollen – wirtschaftlich und sportlich. Dafür braucht es moderne, zukunftsorientierte Strukturen mit den richtigen handelnden Personen. Einiges haben wir da schon angepasst. Ich habe unter anderem die Themen Strategie und Nachhaltigkeit als Stabsstellen direkt zu mir genommen. Wir treiben das Thema Internationalisierung voran, indem wir Zielmärkte definieren und Markteintrittsstrategien diskutieren. Wir investieren aber auch in unsere Infrastruktur und bauen derzeit beispielsweise eine Athletikhalle für den Lizenzspielerbereich. Zuletzt haben wir schon Hybridrasen im Robert-Schlienz-Stadion verlegt, wo unser Nachwuchs spielt. Wir wollen auf allen Ebenen wettbewerbsfähiger werden.

SPONSORs: Die Rahmenbedingungen für Investitionen sind nicht einfach: Wie steht es finanziell um den VfB?

Wehrle: Die Corona-Krise mit fast 90 Millionen Euro Umsatzverlust hat uns schwer zugesetzt – und einige Folgen davon treffen uns zeitverzögert in den nächsten ein, zwei Jahren noch. Unser Eigenkapital hat sich seit 2019 halbiert. Wir haben glücklicherweise einen KfW-Kredit bekommen, das heißt aber zugleich, dass wir auch für die Zukunft Belastungen haben. Ukraine-Krieg und Energiekrise treffen uns natürlich auch. Die klare Zielsetzung ist für uns weiter, maximalen sportlichen Erfolg zu erzielen, ohne unsere wirtschaftliche Existenz zu gefährden. Das steht als Handlungsmaxime über allem. Mindestens die nächsten zwei Jahre werden wirtschaftlich herausfordernd. Denn bei uns kommen auch noch signifikante Mindereinnahmen durch den Stadionumbau hinzu. Wir haben momentan eine Kapazität von 48 500 statt 60 000 Zuschauern.

SPONSORs: Von den Rahmenbedingungen her müsste der VfB mindestens auf Augenhöhe mit Clubs wie dem 1. FC Köln oder Union Berlin sein, die inzwischen europäisch spielen. Warum haben sich diese Wettbewerber sportlich so weit abgesetzt?

Wehrle: Das ist erst einmal eine Momentaufnahme. Aber mit den erwähnten strategischen Handlungsfeldern arbeiten wir hart daran, künftig mehr aus unseren Möglichkeiten zu machen. Nehmen Sie etwa unseren klaren strategischen Ansatz, eigene Spieler aus der Jugend zu integrieren. Wir haben dieses Jahr im Sommer bei der U17-Europameisterschaft die zweitmeisten Spieler aller Vereine abgestellt. Sieben Junioren-Nationalspieler kamen vom VfB und standen zuvor im Finale um die Deutsche Meisterschaft. Das ist ein Beispiel dafür, wie wir in den nächsten Jahren trotz finanzieller Herausforderungen wieder sportlichen Erfolg erzielen können.

SPONSORs: Sind erfolgreichere Konkurrenten zuletzt auch finanziell mehr ins Risiko gegangen? Sei es durch Fremdinvestoren oder das Vorziehen von Erlösen, während der VfB – seinem schwäbischen Naturell entsprechend – solche Finanztransaktionen vermieden hat?

Wehrle: Wenn es funktioniert, sieht das natürlich gut aus. Wenn nicht, kann es auch mal schnell in die andere Richtung gehen. Ich möchte nur für uns sprechen: Wir wollen weiter solide wirtschaften. Da gehört es idealerweise dazu, dass man über eigene liquide Mittel verfügt. Und dennoch ist es so, dass wir eben durch Corona und den Stadionumbau extreme Herausforderungen haben. Wir wollen aber weiter keine Einnahmen aus der Zukunft in die Gegenwart ziehen.

SPONSORs: 2021 soll das Finanzinstitut Bregal für 11,75 Prozent der Anteile am VfB 40 Millionen Euro geboten haben. Das Münchner Unternehmen soll zusätzlich einen Kredit von 60 Millionen Euro in Aussicht gestellt haben. Es soll schon eine schriftliche Absichtserklärung gegeben haben, der Deal kam dennoch nicht zustande. Würde der VfB heute auch europäisch spielen, wenn er diesen Schritt gegangen wäre?

Wehrle: Ich möchte mich nicht mit der Vergangenheit beschäftigen, weil ich in die Gespräche gar nicht involviert war – wenn sie denn stattgefunden haben. Für mich ist die Zukunft entscheidend. Wir wollen neben Mercedes und Jako, zwei Partner, die hervorragend zum VfB Stuttgart passen, weitere Investoren finden, die unserer strategischen Ausrichtung entsprechen. Idealerweise bringen sie Mehrwerte für die strategischen Themenfelder mit, die wir im Fokus haben.

SPONSORs: Werden Sie die bestehenden Partnerschaften intensivieren?

Wehrle: Wir bringen beispielsweise mit Jako im Bereich Nachhaltigkeit viele Projekte und innovative Produkte auf den Weg, gerade mit Blick auf die Entwicklungsprozesse in der Textilproduktion oder den Umgang mit Verpackungsmüll. Wir wollen uns hier kontinuierlich hinterfragen und weiter verbessern. Mit Mercedes haben wir eine Weltmarke als Partner, mit der sich gerade bei Themen wie Elektromobilität und Nachhaltigkeit, aber auch in der Internationalisierung und Digitalisierung viele Synergien ergeben. Die wollen wir in Zukunft mit noch mehr Leben füllen.

Der Jako-Deal des VfB Stuttgart

Der VfB Stuttgart hat mit Sportartikelhersteller Jako einen weiteren Investor vorgestellt. SPONSORs nennt Details und Hintergründe der Partnerschaft und erklärt, wie es für den VfB bei der Investorensuche weiter gehen soll.

mehr SPONSORs: Mercedes ist einerseits Anteilseigner, andererseits auch Sponsor. Der Vertrag der Mercedes-Benz Bank als Trikotsponsor läuft nächstes Jahr aus. Gibt es ein Commitment, dass Mercedes weitermacht?

Wehrle: Wir befinden uns in intensiven Gesprächen. Dabei geht es auch darum, welche Schwerpunkte wir in Zukunft in der Partnerschaft setzen wollen. Hier wurde in der Vergangenheit sicher noch nicht das Maximum herausgeholt – auf beiden Seiten.

SPONSORs: Liegt der Fokus für weitere Investoren eher auf starken regionalen Mittelständlern und wie sieht Ihr Zeitplan aus?

Wehrle: Wichtig ist zunächst einmal, dass der Partner – unabhängig von seiner Größe – strategisch zu unserer Ausrichtung passt. Ich kann mir heute kaum vorstellen, mit Einzelpersonen zu arbeiten. Auch bei globalen Konzernen müsste sich eine glaubhafte Verbindung zu unserer Marke herstellen lassen. Insgesamt ist Zeitdruck ein schlechter Ratgeber und deshalb nehmen wir uns bewusst die Zeit, um eine Equity-Story glaubhaft mit unserer strategischen Ausrichtung in Einklang zu bringen.

Suche nach neuen VfB-Investoren: „Nehmen uns Zeit, um die Equity-Story mit unserer strategischen Ausrichtung in Einklang zu bringen.“ (Foto: picture alliance / Pressefoto Baumann | Alexander Keppler)

Suche nach neuen VfB-Investoren: „Nehmen uns Zeit, um die Equity-Story mit unserer strategischen Ausrichtung in Einklang zu bringen.“ (Foto: picture alliance / Pressefoto Baumann | Alexander Keppler)

SPONSORs: Beim 1. FC Köln ist es unter Ihrer Führung gelungen, den Partnern aus der Wirtschaft zu zeigen, dass man als Club in der Lage ist, über das Sportliche hinauszudenken – insbesondere im Bereich der Digitalisierung. Täuscht der Eindruck oder hatte der VfB zuletzt einen gewissen Innovationsstau?

Wehrle: Innovationsstau ist mir deutlich zu negativ. Es gab beim VfB auch in der jüngeren Vergangenheit zahlreiche Aktionen, die innovativ waren, angefangen bei virtuellen Autogrammstunden in der Pandemie. Oder nehmen Sie den „Mobility Hackathon“ im Zuge des Host-City-Programms, bei dem kreative Köpfe innovative Lösungen zum Thema Mobilität erarbeiten, nicht nur für Stuttgart und die Mercedes-Benz Arena. Wir haben einen „Football Elevator“ entwickelt, ein innovatives Produkt, um gerade im Jugendbereich mit Elementen von Virtual Reality neue Möglichkeiten zu schaffen.

SPONSORs: Wollen Sie den VfB als digitales Zugpferd positionieren?

Wehrle: Ich bin fest davon überzeugt, dass Partnerschaften heute aus weit mehr als einer Logopräsenz bestehen, sondern aus kreativer Aktivierung und gemeinsamen innovativen Projekten. Deshalb wird die strategische Positionierung des VfB in Zukunft mit Sicherheit einen noch deutlich digitaleren Einschlag erhalten.

SPONSORs: Gehört dazu auch der eSport?

Wehrle: In jedem Fall. Der VfB ist nach zwei Jahren auf den virtuellen Rasen zurückgekehrt. Nach dem letzten Abstieg hatte man die Entscheidung getroffen, das eSport-Team einzustellen. Ich sehe eSports aber als Zukunftsprojekt, das kein Cost Center, sondern potenzielle Erlösquelle ist. Wir wollen über „FIFA“ hinaus noch in anderen Spielen aktiv werden, beispielsweise bei „League of Legends“, mit dem Köln und der FC Schalke 04 viele Jahre erfolgreich unterwegs waren. Solche strategischen Fragen werden wir für die Spielzeit 2023/24 beantworten. Das eSport-Comeback ist für uns bei Weitem keine Pflichtübung. Wir sind überzeugt, dass wir hier neue Zielgruppen erschließen können.

SPONSORs: Geht es beim VfB auch um eine Verbesserung der Fan-Kommunikation?

Wehrle: Wir wollen wieder nahbarer sein. Den VfB Stuttgart gibt es seit 1893, weil sich die Menschen für den Club interessieren und begeistern. Gerade nach Corona wollen wir bei den Fans viel stärker präsent sein und in der Stadtgesellschaft mehr gemeinsame Berührungspunkte ermöglichen.

SPONSORs: Wie kann das geschehen?

Wehrle: Wir hatten zum Beispiel zum ersten Mal nach vielen Jahren wieder einen „VfB-Wasentag“ auf dem Cannstatter Volksfest, bei dem wir zusammen mit den Fans und der Mannschaft gefeiert haben. Aber natürlich geht es auch darum, unser digitales Angebot zu verbessern und unabhängig vom Spieltag in Kontakt zu bleiben. Wir wollen die Anhänger mit modernem Content überraschen und sind da zuletzt schon gut unterwegs gewesen. Das gilt auch für das Stadion, in dem wir künftig attraktivere Indoor-Fanbereiche anbieten und mit passenden Angeboten zu einer längeren Verweildauer einladen wollen.

Umbau der Haupttribüne in der Mercedes-Benz Arena: „Wollen mit passenden Angeboten zu einer längeren Verweildauer einladen.“ (Foto: IMAGO / ActionPictures)

Umbau der Haupttribüne in der Mercedes-Benz Arena: „Wollen mit passenden Angeboten zu einer längeren Verweildauer einladen.“ (Foto: IMAGO / ActionPictures)

SPONSORs: Auch das Thema Nachhaltigkeit ist beim VfB stark im Fokus. Die DFL hat zuletzt Nachhaltigkeitskriterien verpflichtend in der Lizenzierungsordnung verankert. Sie sprachen von einem „homöopathischen Kompromiss“. Warum haben Sie sich nicht durchsetzen können?

Wehrle: Ich habe mich innerhalb des DFL-Präsidiums stark für diese Thematik eingesetzt und war ja auch Teil der Taskforce. Zunächst einmal finde ich es einen guten und wichtigen Schritt, dass wir als erste Liga in Europa dieses Thema mit den Mindestkriterien in die Lizenzierungsordnung bringen konnten. Man muss in dem Verbund von 36 Clubs auf alle achten und alle mitnehmen. Der Weg, den wir gefunden haben, ist deshalb sicher ein Kompromiss. In Zukunft gelingt es uns aber vielleicht, über Anreizkriterien und eine monetäre Verteilung das Thema noch stärker in den Fokus von einzelnen Clubs zu bringen.

SPONSORs: Wollen Sie hier mit dem VfB Vorreiter in der Liga sein?

Wehrle: Wir sind von der Dekra zertifiziert und haben das Nachhaltigkeitssiegel „SustainClub“ erhalten. Aktuell haben wir hier den Silberstatus und wollen bis zur EM 2024 den Goldstatus. Dafür richten wir unsere gesamte Organisation neu aus und haben uns klare Ziele gesetzt.

SPONSORs: Welche Maßnahmen gehen damit einher?

Wehrle: Wir drehen jeden Stein um. Insgesamt wollen wir unseren CO2-Fußabdruck deutlich reduzieren. Wir haben schon auf grünes Gas und grünen Strom umgestellt, sparen bis zu 20 Prozent der Energie ein. Als Sportverein geht es aber auch um die ökonomische und besonders die soziale Säule der Nachhaltigkeit. Hier haben wir einen riesigen Hebel. Wir werden deshalb eine VfB-Stiftung gründen, die Bildung als Schwerpunkt hat.

SPONSORs: Mit welchem Ziel?

Wehrle: Im Fokus sollen Themen wie Demokratieverständnis und politische Bildung stehen. Es geht aber auch um eine Vermittlung von Wissen im Bereich der Nachhaltigkeit. Wir wollen Kompetenzen vermitteln, die das Leben in Stuttgart und darüber hinaus lebenswerter machen: von Diversity über Ernährung bis Bewegung. Der VfB will Lokomotive für eine große Bewegung werden.

SPONSORs: Um als Liga bei wichtigen Themen wirklich große Schritte zu machen, fehlt es oft an Budget. Nicht zuletzt deshalb wird aktuell über einen möglichen Verkauf von DFL-Anteilen an Investoren diskutiert. Wie müsste dieses Geld eingesetzt werden?

Wehrle: Ich halte nichts davon, mögliche Mittel direkt im Gießkannenprinzip an die Clubs auszuschütten. Wenn wir Anteile veräußern sollten, dann muss man klug in nachhaltige Zielsetzungen investieren, also beispielsweise, indem wir in eine eigene OTT-Plattform investieren, um mittelfristig die Auslandsvermarktung auf ein höheres Level zu heben. Man könnte den Vereinen sicher auch zweckgebunden Mittel für Themen wie Nachhaltigkeit und Innovationen zur Verfügung stellen. Klar ist aber auch, dass gerade durch Corona vielen Vereinen das Eigenkapital fehlt. Es ist bei 36 Clubs immer ein Spagat zwischen den Interessen.

SPONSORs: England erlöst aktuell das Zehnfache pro Saison in ausländischen Märkten über Medienrechte. Wäre eine eigene OTT-Plattform wirklich der Gamechanger?

Wehrle: Die Plattform wäre das eine. Es geht auch darum, in der gesamten weltweiten Positionierung der Liga innovativer zu werden. Etwa was Bundesliga-Formate für das Ausland angeht, sehe ich hier Bedarf. Die Präsenz von Bundesligisten im Ausland hilft enorm. Wir haben deshalb während unserer USA-Reise im November in Austin gegen den 1. FC Köln gespielt. Es gibt erfolgreiche Beispiele, wie es Ligen wie die NFL oder die NBA geschafft haben, gezielt Märkte zu erobern. Das war aber fast immer mit einer Anfangsinvestition verbunden.

USA-Tour des VfB Stuttgart: „Es geht darum, in der gesamten weltweiten Positionierung der Liga innovativer zu werden.“ (Foto: picture alliance / Pressefoto Baumann | Julia Rahn)

USA-Tour des VfB Stuttgart: „Es geht darum, in der gesamten weltweiten Positionierung der Liga innovativer zu werden.“ (Foto: picture alliance / Pressefoto Baumann | Julia Rahn)

SPONSORs: Sie sind vor einem halben Jahr zum ersten Aufsichtsratschef der DFB GmbH ernannt worden. Sind sie beim VfB nicht ausgelastet?

Wehrle: Ich bin der Auffassung, dass die Proficlubs und die Amateurvereine wieder viel enger zusammenarbeiten sollten. Das hilft auch dem VfB. Ohne die Amateurclubs wird es den Profifußball perspektivisch nicht mehr geben. Und wenn die Proficlubs nicht ihrer Vorbildfunktion gerecht werden und dabei authentischen Sport bieten, dann werden auch immer weniger Jungs und Mädels Fußball spielen. Wir brauchen uns gegenseitig!

SPONSORs: Das Verhältnis wird bei den Verhandlungen über einen neuen Grundlagenvertrag auf die Probe gestellt. Am Ende wird es vor allem ums Geld gehen: Aktuell landen unter dem Strich nur sechs Millionen Euro pro Jahr aus dem Profilager bei den Amateuren. Zu wenig?

Wehrle: DFB und der DFL sind gleichermaßen daran interessiert, Lösungen für den deutschen Fußball zu finden. Auch durch die handelnden Personen, sehe ich – mehr als in der Vergangenheit – die Chance, dass es eine Einigung geben wird, mit der nicht nur alle leben können, sondern auch erfolgreicher arbeiten. Ich halte sechs Millionen Euro nicht mehr für zeitgemäß. Es muss deutlich mehr ausgeschüttet werden. Ich finde aber, wir sollten zunächst über die Mittelverwendung sprechen und erst danach über die Höhe. Jeder sinnvoll in den Amateurfußball investierte Euro zahlt sich um ein Vielfaches für den Profifußball aus.

SPONSORs: Herr Wehrle, vielen Dank für das Gespräch.

Titelfoto: picture alliance/dpa | Tom Weller

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